Eine interessante und , für mich zumindest, etwas überraschende Wende: letzte Nacht gab HP bekannt, Palm um die lächerliche
Summe von 1,2Mrd US$ zu übernehmen.
Somit kann man Jon Rubinstein nicht einmal vorwerfen, in seinen Interviews bewusst die Unwahrheit gesagt zu haben: die Möglichkeit
einer Übernahme im Falle eines interessanten Kaufangebotes hat er ja offen gelassen. Und die Summe erscheint realistisch...
es wirkt nicht wie ein Ausverkauf.
Der erfreulichste Aspekt daran: die Bekanntgabe wirkt in keinster Weise so, als wolle HP Palm (bzw. deren Produkte) einstampfen.
Ganz im Gegenteil: mit den zugesagten Ausgaben für die Weiterentwicklung könnte HP webOS den Marktplatz verschaffen, den es
in meinen Augen verdient: mit bei der Spitze.
Natürlich kamen sofort die Gerüchte auf, die kommenden HP Tablets würden auf webOS setzen. Nun interessieren mich Tablets
nach wie vor nicht im mindesten, eine Erweiterung der installierten webOS Basis macht die Plattform allerdings für Entwickler
interessanter und dürfte auf diesem Umweg auch für die darauf basierenden aktuellen und kommenden Smartphones Aufmerksamkeit
bringen.
Im Gegensatz zu anderen potentiellen Käufern, insbesondere HTC und Nokia, hat HP derzeit kaum Eigenentwicklungen im Smartphonebereich,
eine strategische Ausrichtung auf webOS bedeutet also keinen nennenswerten Bruch mit bisherigen Gerätelinien. HTC wäre in
dieser Hinsicht der an einer aktiven Weiterentwicklung wohl uninteressierteste Käufer gewesen: die Firma baut erfolgreich
Geräte basierend auf Android und Windows Mobile (künftig wohl auch Windows Phone). Hier wäre Palm wohl reduziert worden auf
den Status von Munition im Abwehrkampf gegen Apple.
Nokia hat im Gegensatz dazu zwar Willen zum Bruch mit Traditionen gezeigt (z.B. das Maemo-basierende N900), hat jedoch erst
kürzlich mit Intel eine Allianz geschlossen, um im Mobilbereich ein gemeinsames Linux-basierendes System aufzubauen. webOS
wäre da wohl nicht gelegen gekommen... Und neben Symbian eine dritte Linie mit einem zweiten Mobil-Linux zu beginnen, wäre
wohl wenig zielführend.
Ein interessantes Detail am Rande: der zuständige Manager bei HP war vorher auch bei Palm tätig. Mit ein Grund, warum ich
denke, dass HP echtes Interesse an Palm, deren Produkten, Plattform und Mitarbeitern hat.
Insgesamt eine erfreuliche Entwicklung, die endlich Palms Zukunft mit etwas Sicherheit versieht. Und mit HPs weltweitem Vertriebsnetz
sollte es auch langsam möglich sein, die Geräte in AT anzubieten...