Die EU Kommission bleibt auf ihrer Linie: ein Ersuchen um Einblick in das Rechtsgutachten bzgl. Vorratsdatenspeicherung wird
mit den Hinweis auf die sich daraus zwingend ergebende 'externe Beeinflussung' der Entscheidung der Kommission und die besondere
Sensibilität der Angelegenheit abgewiesen.
Sensibel erscheint hier allenfalls die Kommission, wenn sie sich nicht mit Argumenten einer öffentlichen Diskussion zu stellen
bereit ist. Naheliegend die Unterstellung, diese Argumente fehlten... was auch ein aktuelles Gutachten über die fehlenden
Vorteile der Vorratsdatenspeicherung belegt.
Denn Damen und Herren der Kommission dürfte irgendwie aus dem Blick gelaufen sein, dass sie nicht als Selbstzweck sondern
in unser Aller Sinne Entscheidungen zu treffen haben. Und ja: wir bestehen geradezu auf externer Beeinflussung, denn die Kommission
alleine scheint ihren Auftrag nicht ernst genug zu nehmen. Und Entscheidungen zu treffen, die das Allgemeinwohl hin und wieder
etwas aus den Augen verlieren.
Bedenklich an auch diesem Prozess ist, dass die betroffene Öffentlichkeit von den Entscheidungen möglichst fern gehalten werden
soll (wie ja bereits im Falle von ACTA) und intransparente Entscheidungen gerade heraus befürwortet werden. Dieses fehlgeleitete,
obrigkeitslastige Demokratieverständnis trägt nicht zu einem positiven Image der EU insgesamt bei. Wenn also langsam die Transformation
vom Handelsraum zu geteilten Werten vollzogen werden soll, wäre es nicht nur angeraten sondern absolut essentiell, diese neuen,
gemeinsamen Ausprägungen der Politik auf eine breite Basis zu stellen. Akteneinsicht zu verweigern dient diesem Ziel jedenfalls
in keinster Weise.
Die in der entsprechenden Richtlinie niedergelegte Ausnahme von der Ausnahme der Informationstransparenz im Falle überwiegenden
öffentlichen Interesses ist in diesem Fall sicher anwendbar -- schliesslich betrifft die Vorratsdatenspeicherung als verdachtsunabhängige
Datenerhebung alle EU Bürger. Wie dieses Konzept der Vorverdächtigung Einzug in sich selbst als demokratisch deklarierende
Staaten halten konnte bleibt mir verschlossen... Es zeigt aber einen sich beständig vergrössernden Abstand zwischen Bevölkerung
und Regierungen. Letztere scheinen bereits in beständiger Furcht vor ersteren zu leben...