April

Von Wolfram Saringer
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Nun war die erwartete/befürchtete Veröffentlichung von gestohlenen Politiker-E-Mails nur ein Aprilscherz. Wie Hr. Ehrenhauser richtig bemerkt, sollte es uns zu denken geben, dass wir es offensichtlich für nicht nur möglich sondern sogar wahrscheinlich gehalten haben. Wie ruhig einige Politiker die letzten Nächte verbracht haben sei einmal dahin gestellt: als allgemeines Sittenbild spricht die Glaubhaftigkeit der Ankündigung leider Bände.

Das Handling der Veröffentlichung Samstag Nacht war nicht unbedingt glücklich, die Stellungnahme von Anonymous Austria als Reaktion darauf deutet die Befürchtung eines Vertrauensverlustes an.

Insgesamt sehe ich es aber als durchaus gelungenen Aprilscherz (im Sinne des Wortes): massive Aufmerksamkeit und allseitige Enttäuschung, einem Fake aufgesessen zu sein. Getreu den Wurzeln von Anonymous: For the Lulz.

Jeder gönnt einem korrupten Politiker peinliche Veröffentlichungen (die in AT ohnehin viel zu selten wirkliche Konsequenzen haben). In diesem Fall war die Erwartung auch in irgendeiner Form Rache für die Einführung der Vorratsdatenspeicherung, einer massiven und beispiellosen Einschränkung der Grundrechte. Dazu ist zu bemerken, dass dieser Mist ausnahmsweise nicht auf dem Haufen österreichischer Politiker gewachsen ist sondern eine stark verspätete Umsetzung einer EU-Richtlinie darstellt und tatsächlich eher auf Minimalniveau erledigt wurde (hier soll Fr. Fekter als Negativbeispiel allerdings nicht unerwähnt bleiben: sie hatte sich für eine längere Datenhaltung von 9 Monaten eingesetzt).

Leaks sind ein Mittel im Kampf um Bürgerrechte, aber beileibe nicht das einzige. Darauf zu setzen und zu vertrauen, dass eine Gruppe von Mitmenschen viel riskiert und die Drecksarbeit erledigt ist nicht ganz fair: jeder kann sich aktiv einbringen und die Verfassungsklage gegen VDS unterstützen.

Zum mehrfach angesprochenen Vertrauensverlust in Anonymous Austria ist folgendes zu sagen: Jeder befördert seine Ziele mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Wenn eine Gruppe bereit ist, für ein Ziel ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen, indem sie den allgemeinen Vertrauensvorschuss für einen, am Medienecho gemessen, mehr als effektiven Scherz nutzt -- Hut ab. Da ist jemand von seiner Sache wirklich überzeugt und gibt alles für einen Erfolg.

Die Damen und Herren mit den Masken tun mehr für die Gesellschaft als sie ihr allenfalls schulden. Da sei ihnen etwas Vergnügen gegönnt ;-)