Scheibchenweise

Von Wolfram Saringer
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Früher nannte man das Salami-Taktik: in kleinen, möglichst unauffälligen, für sich genommen vielleicht sogar unbedenklichen Schritten auf ein größeres Ziel hinarbeiten, das, offen genannt, niemals erreichbar wäre.

In schönster Demonstration dieser Vorgehensweise kommt nun, für (fast) alle Betroffenen anscheinend vollkommen überraschend, der erste Versuch der Content-Industrie, die Nutzung der Vorratsdaten (für sich bereits ein Verstoss gegen die Menschenwürde) über ihren vorgeblichen Daseinszweck der Terrorbekämpfung, für den sie ohnehin ungeeignet bzw. unnötig sind, hinaus zur Verfolgung von Filesharern zu nutzen.

Dazu passt nur ein klassischer Twitter-Kommentar: "U MAD?"

Nach neuesten Erkenntnissen leben wir in einem nur mehr schlecht kaschierten Polizeistaat. Damit nicht genug (oder vielleicht auch direkte Folge): eine Reihe gieriger Geschäftemacher fällt, bewehrt mit zunehmend zweckentfremdeten Gesetzen, über ihre Kunden her um noch etwas mehr Geld zu erpressen. Und werden von der Politik auch noch gedeckt in ihrem Tun.

Es ist höchste Zeit für eine Copyright-Reform, die sowohl die Interessen der Schaffenden als auch der Konsumenten beachtet. Wohlgemerkt sind hier die sog. Rechteverwerter nicht genannt): diese sollten als reine Vermittler mit der Verteilung der Einkünfte befasst sein und selbst keinerlei Gewinn machen dürfen. Niemand sagt, dass das derzeitige System mit Rechteverwertern, die sich Kulturschaffende quasi im Stall halten und sie aussaugen, die einzige Variante ist... Es wird Zeit, hier etwas Licht ins Dunkel einiger Köpfe zu bringen.

Beruhigend daran ist einzig, dass das Vorhaben der Rechteverwerter vollkommen undurchführbar ist: es wird sich immer und jedes Mal ein technischer Weg finden lassen. Solange die Herrschaften also so einfältig sind, zu glauben, private Kopien wären ihr Problem -- sind sie ohnehin dem Untergang geweiht. Da können sie dann Einfaltspinsel wie Hrn. Sven Regener gleich mitnehmen.